Meine Heimat besteht weitestgehend aus dem Wasser in dem ich schwimme. Dies ist durchaus sinnbildlich zu verstehen.
Eindrücke des Tages und was überwiegt
Es sind wie immer, sehr beeindruckende Tage in der Heimat. Es sind die Gespräche mit Menschen die mich am meisten beeindrucken. Denn es sind ganz andere Gespräche als in Deutschland, die meine Zeit als erholsam gelten lassen. Es sind viele tiefe, offene, nicht moralisch normierende, zyklische, non lineare Gespräche, wenn man so will. Und die erfolgen von morgens bis ganz spät abends. Die Menschen hier wirken viel wacher, in exakt den Bereichen, die das Glück ausmachen. Geld ist immer ein sekundäres Thema. Familie, Emotionen, die Stimmung in der Stadt, auf der Straße, wie die Menschen miteinander umgehen, dass sind die Themen. Die Bürger in Katalonien sorgen sich um die Verbundenheit.
Verbundenheit
Es ist egal wo ich bin, ob auf dem Markt oder beim Friseur, oder in der Navigationsschule. Hier fühle ich mich verbunden, weil die Menschen von morgens bis Abends jenes ansprechen, worauf es ankommt. Sie fragen mich was sie tun können, und ich erkläre ihnen welche mögliche Prioritäten sind. Stille Diplomaten reden nie in absoluten Termini, es sei denn, sie wollen provozieren. In Deutschland rede ich zwangsläufig anders als in Katalonien. Hier werde ich scherzhaft liebevoll provoziert. Dort begegne ich einer verregneten und bemoosten aalglatten Mauer der Besserwisserei. Dicke Bretter bohren meint mein Freund Kapitän Heinz Dieter Jopp. Vielleicht ist es doch eher Beton.
Gruppenbindung
Es geht mir darum, wie präsent Menschen sind. Ich beginne morgens den Navigationsunterricht, und mein Lehrer ist kein Mensch der sich vor der Verantwortung drückt. Er ist durch und durch Lehrer. Und er warnt mich, es ist schlimmer geworden und wird schlimmer. Und wir reden darüber, was meine Schriften an Möglichkeiten beinhalten. Darum ist mir klar, das ganze Team, die Mannschaft wird sich das Interview auf Pareto for Peace ansehen und darüber reden, was getan werden kann. Das gleiche Gespräch wiederholt sich Abends um 22:00 mit einer Lehrerin, die in meinem Atelier steht und sich meine Zeichnungen ansieht und deren Sinn hinterfragt. Sie will verstehen. Auch sie stellt nach und nach die gleichen Fragen. Zwei Stunden später ist mir klar, sie wird mit ihrem Team ebenso das Interview ansehen und mit dem Team darüber nachdenken.
Ganz pragmatisch werden sie das wählen, was am wenigsten Anstrengung kostet, aber sie werden es tun.
Navigationsunterricht
Mein Navigationsunterricht verlängert sich auf den ganzen Tag. Es ist wie Fahrschule auf dem Wasser. Und es ist auch nicht teurer. Natürlich gibt es hier zwei Arten zu navigieren. Die eine erfolgt mit dem Boot. Die zweite erfolgt zugleich und parallel im Gehirn, in der Welt der Gedanken und freien Assoziationen. Daraus lernen wir wieder, denn die Grundlage der Stillen Diplomatie ist nun mal die Flexibilität, das laterale Denken und die Agilität. Ali ist nicht schnell. Im Gegensatz zu einem PKW fährt ein Boot langsam. Es würde ansonsten sehr schnell übersteuern. Es ist viel Feinmotorik angesagt. Gleiches gilt ebenso für die Stille Diplomatie. Und gerade steigt der Bedarf, weil ich sehr ernst zu nehmende Hinweise aus Australien und den USA erhalte, die einen sehr vorsichtig stimmen.
Zeichnen
Auch heute zeichne ich genau deswegen langsam an meinem Schmetterling weiter. Es handelt sich nicht nur um den Schmetterling des Jahres. Der Tagpfauenauge ist ein Meister der Täuschung. Stille Diplomatie beinhaltet die permanente Täuschung. Der Stille Diplomat lebt kurz, er ist schillernd, aber er hat viele Fressfeinde.
Feuerwerk
Abends, das zweite Feuerwerk wirkt wie eine Erlösung. Es ist viel bombastischer als das erste, sehr variiert. Deshalb geben die Kinder dem Feuerwerk eine Note zwei. Alles Schwere, jeder abwegige Gedanke fallen vom Herzen wie ein Tropfen Schweiß nach einem Lauf. Es ist erstaunlich wie sehr kathartisch so ein Feuerwerk wirkt. Auch der Strand ist voll. Wahrscheinlich sind mehr als 200.000 Zuschauer da.
Hier ein kleiner Eindruck per Video: