Andreu Ginestet

Künstler Aussage

Ich bin in der Stadt Barcelona aufgewachsen (Spanien). Die Arbeiten von  Antoni Gaudi, Antoni Tapies, Joan Miró, Salvador Dalí und Alexander Calder beeinflussen mein Werk. Mein Berufsleben begann im Alter von 20 Jahren mit einer Berufsausbildung.  Ferner lernte ich Bildhauer-Techniken, vorwiegend das Modellieren von Erden.

Soziale Skulptur

Die wichtigste Gattung in meinem Werk ist die soziale Plastik. Deshalb ist mein erster öffentlicher Auftrag eine soziale Plastik: der Elan.  Einerseits beschreibt der Elan metaphorisch die menschliche Emanzipation. Andererseits wird die Loslösung von der Gewalt in lesbaren Texten auf der Plastik angesprochen. Die Plastik wurde in der Dekade 1988-1998 gebaut.

Portrait von Andreu Ginestet – 1987 – Quelle: Benito Barajas

Ich habe verschiedene Preise und öffentliche Ausschreibungen gewonnen, in Stein, Bronze, Stahl und ebenso monumentale Malerei. Mein letzter öffentlicher Auftrag war ein 30 m langes Relief und Malerei für eine Schule in der Stadt Marl in Deutschland. Ich habe dieses Projekt mit fast 100 Kindern 2017 fertiggestellt.

Soziale Plastiken senden Botschaften in die Zukunft. Deshalb dienen meine klare Ethik und sozialwissenschaftliche Theorien meinen Projekten als Strukturelemente. Die eingebetteten Themen sorgen für kontroverse Auseinandersetzungen. Dennoch vermittelt meine Kunst heilsame Schönheit, Krisen voraussehend, die Gewalt mildernd. Währenddessen widmet sich meine Forschung in der Wissenschaft dem Verständnis und dem Abbau von Gewalt.

Kreativität

Ich habe neue Sprachen erfunden; Themen die aus der Entwicklung meiner eigenen Theorien entspringen. Ich habe neue Techniken erfunden um keramische Bauwerke zu schaffen. Die klassische Ästhetik in meiner Photographie schafft ein Panoptikum verschmelzender Körper und Seelen, in digitaler Technik. In das Papier eingeriebenen Pigmente transformieren die Oberfläche meiner Malerei, so als ob es eine mineralische Oberfläche würde.

Empathie leitet meine Hand. Sie wird gespürt aber nicht verstanden und irritiert wie ein nicht erwarteter Gast den man fragen würde: was machst du hier!? Meine Kunst ist deswegen ein Hafen für Reisende in die Zukunft, jene Überlebende der alltäglichen Gewalt.

Portrait von Andreu Ginestet – 1987 – Quelle: Benito Barajas

Frieden: die Erlösung von der Gewalt?

Ich schreibe. Meine Schriften findet der Leser im Netz.

So wie Kopernikus im Jahr 1514 schrieb, dass sich die Erde um die Sonne dreht, so behaupte ich in meinen Texten, dass Gewalt einen praktischen Nutzen hat. Das Gewalt nützlich sein soll, kann durchaus als provokative These aufgefasst werden, denn gerade bei solch einer Fragestellung ist es einfach ideologischen Versuchungen zu verfallen. Für den Leser stellt sich die Frage welche Behauptung, ob die von Kopernikus, oder meine für mehr Aufruhr und Entsetzen sorgt.

Weil der Nutzen von Gewalt beschrieben ist, kann der exakt gleiche Nutzen auch ohne Gewalt erzielt werden. Der Mensch kann Gewalt substituieren. Die Gewalt verliert damit ihre Daseinsberechtigung.

Lösungen zum Frieden

In meinen Schriften schlage ich eine Möglichkeit vor, wie eine friedliche weitestgehend gewaltfreie Menschheit existieren kann.

Der Funktionale Ersatz von Gewalt in praktischer Hinsicht ist schnell dargestellt. Es gibt unendlich viele kreative Möglichkeiten Gewalt durch andere Mechanismen zu ersetzen und viele historische Beispiele, dass gewaltfreie Ansätze erfolgreicher sind als z.B. vom Staat angewandte strukturelle Gewalt wie Sanktionen, Kriege und Polizeieinsatz im Innern. Dies beginnt mit dem Beispiel der Emanzipation, der ehemaligen Kolonie Indien von dem Britischen Empire durch gewaltfreien Widerstand angeleitet von Mahatma Gandhi und setzt sich fort mit den Streiks der Dänen im zweiten Weltkrieg gegen die deutsche Besatzungsmacht.

Auch heute in der Ukraine Krise gibt es öffentlich dargestellte Alternativen zu jeder der von uns als selbstverständlich angesehenen Realität der Gewalt. David Swanson Gründer und Leiter der internationalen Organisation World Beyond War stellt eine Liste von dreißig möglichen Strategien vor, die sehr gut zu gebrauchen sind. Die von ihm vorgestellte Liste ergibt noch keine Strategie oder Plan, aber darum geht es nicht. Seine Funktion ist es Beispiele aufzuzeigen, und die Menschen, die im Konflikt stecken sollten verantwortungsbewusst und der Situation angemessen eigene gewaltfreie Initiativen finden und ergreifen.

George Lakey und David Hartsough veröffentlichten kürzlich ebenso eine Reihe Beispiele für erfolgreichen gewaltfreien Widerstand in Kriegssituationen. Aus dieser Liste geht hervor, dass jede gewaltfreie Maßnahme erfolgreicher ist, als eine kriegerische Maßnahme, gerade in Konfliktsituationen. Damit ist z.B. die Umstellung von Verkehrsschildern gemeint, die in der Ukraine im Konflikt 2022 russische Truppen auf Irrwege führt. Das sind harmlose Dinge, die viel Verwirrung stiften und Gewalt verhindern.

Was bedeutet dies auf der Systemebene?

Der systemische Ersatz ist etwas komplexer. Den stelle ich in meinen veröffentlichten Artikeln dar. Auch wenn viele Leser meinen dieser Gedanke sei nicht neu, muss ich sie alle vollständig von ihrer süffisanten Selbstüberzeugung enttäuschen.

Keine einzige aller bisherigen Theorien zum Frieden beschreibt einen positiven Nutzen von Gewalt mathematisch. Mein Ansatz ist der erste, der sich auf die Paradoxie der Gewalt, in dem Sinne einlässt, dass ich Gewalt (negativ) als nützlich (positiv) beschreibe. Dies stelle ich wiederholt mathematisch dar.

Jeder Mensch kann mit der Formulierung eines allgemeinen Anspruchs auf mathematisch universelle Gültigkeit sein Leben mit Gewaltfreiheit in Einklang bringen. Hierzu habe ich einen einfachen Bruch geschrieben und 2012 direkt nach einer von mir geschlichteten nuklearen Kriegsverhandlung zwischen Russland und den USA veröffentlicht.

Da wir im Jahr 2023 erneut kurz vor einem nuklearen Krieg stehen, möchte ich daran erinnern, dass Probleme auch Lösungen haben. Den meisten Menschen fällt es schwer von der Vorstellung abzurücken, dass es eine legitime, „gute“ Gewalt gibt. Dies hat nichts mit der Sache, der Fragestellung zu tun. Es ist dem Habitus geschuldet, gerne draufzuhauen. Der Mensch ist leider ein Gewohnheitstier, und epigenetisch träge.

Der pragmatische Ansatz

Meine Idee und meine Gedanken enthalten einen pragmatischen und realistischen Ansatz, der nicht wissenschaftlich überhöht ist. Ganz nach Ernst Friedrich Schumacher (1911 – 1977) schreibe ich: “Any intelligent fool can make things bigger, more complex, and more violent. It takes a touch of genius — and a lot of courage to move in the opposite direction.” Somit ist mein Ansatz ein theoretischer aber auch pragmatischer Ansatz. Damit ist der Ansatz umsetzbar. Die Theorie habe ich in meinem Buch Pax beschrieben. Ein Beispiel für die Praxis ist in einem 130 Fragen Interview mit vier Journalisten festgehalten, dass wir online auf YouTube veröffentlicht haben.

Da ich einen völlig neuen Gedanken und Ideen in die Welt setze, komme ich an die Grenzen der Toleranz. Zum einen geht es um die Toleranz, die ich anderen Menschen gegenüber übe. Zum anderen geht es um die Toleranz die andere Personen mir gegenüber ausüben.

Theorie Ansatz

Da meine Texte von verschiedenen Intellektuellen und Denkern gelesen werden, erhalte ich vielfach konstruktive Kritik. Ich möge meine Ideen doch bitte so darstellen, dass sie nachvollziehbar sind, bzw. dass sie im Fluss der Zeit eingebettet sind.

Methodologisch treffen hier zwei Welten aufeinander: Der Künstler ist ein Original, darauf erpicht Fortschritt zu erzielen. Die Wissenschaftler sind in der Tendenz ebenso auf Innovation getrimmt, aber nicht auf Fortschritt. In der Wissenschaft ist oftmals ein aseptisches Beobachten gefordert. Das ist aber selbst in der Wissenschaft höchst kritisch angesehen und hinterfragt, weil es keine Teilnahmslose Beobachtung gibt. Wenn wir aber auf die Eitelkeit der auf Wissenschaftlichkeit erpichten Soziologie schauen, steht direkt der Ansatz von Marie Jahoda im Blick: Die Arbeitslosen von Marienthal. Ein soziographischer Versuch über die Wirkungen langandauernder Arbeitslosigkeit. Wissenschaft steht sich gerne selbst im Weg. Die Studie von Jahoda bedeutet nach meinem Verstehen nämlich, dass die Soziologen bis 1939 mit einer direkten und gezielten Intervention eine Chance hatten, den Aufstieg des Nationalsozialismus zu behindern, wenn nicht zu verhindern. Aber ihre Asepsis stand ihnen im Weg. Mit dieser sehr streitbaren Aussage suche ich die direkte Auseinandersetzung in und mit der Wissenschaft.

Anspruch der Wissenschaft

Es freut mich also, wenn meine wissenschaftlichen und gebildeten Leser mir mitteilen, dass ich meinen Text nur verbessern kann, wenn ich zumindest erwähne, dass meine Denkansätze selbstverständlich Vorläufer haben, von Edmund Husserl, Albert Einstein  und Ernst Cassirer, über José Ortega y Gasset, Carl Friedrich von Weizsäcker, Hannah Arendt, Johan Galtung, Hans Peter Dürr, Niklas Luhmann bis zu Yaneer Bar-Yam, Brian Castellani, Sandra Mitchell,  Moshe Szyf oder Rachel Jehuda. ABER: dies tue ich vorwiegend um die Eitelkeit einer eitlen Kaste zu bedienen, auf die ich als selbstständige und kreative Denkeinheit nicht angewiesen bin. Ich tue es – so wie José Ortega y Gasset oder Hannah Arendt – aus Mitleid mit der wissenschaftlichen bzw. intellektuellen Kaste. All diese Autoren und noch viele mehr, sind mir mehr als bekannt. Ich habe ihre Werke gelesen, geliebt und wie eine Zitrone ausgequetscht, um sie mit meinen eigenen originären Gedanken zu verknüpfen, bzw. zu kontrastieren. Daraus sind Seminare entstanden die sehr fruchtbar waren. Aber selbst Institutionen wie eine Universität oder eine Hochschule stoßen an Grenzen, wenn es um die Umsetzung von guten Ideen geht.

Egal welches Gespräch: immer wieder ist die Unfassbarkeit und Brutalität der von  mir in die Welt gesetzten Ideen und Handlungsmuster ein Thema, dass ich doch bitte besänftigen soll, mit milden Zitaten. Gern geschehen. Aber bitte nicht in jedem Text. Es hängt mir zum Halse raus. Ich will mich nicht „beweisen“. Ob der Situation in der Welt, ist es angebracht die Kooperation zu fordern. Liebe Kritische LeserInnen: tun Sie es besser als ich. Seien Sie effizienter als ich. Meine Antwort ist immer wieder nach Fridrich Hölderlin (Männerjubel 1792):

„Und dräute tausendarmigter Pöbel, uns
Zu würgen, tausendzüngigte Pfaffenwut
Mit Bann den Neuerern; es lachen
Ihrer die Söhne der Töchter Gottes.“

 

Anfrage beim Künstler

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