Utopia: Gespräch mit Andreu Ginestet zur Friedenspolitik

Interview vom 14 August 2018 mit der Journalistin Marta Ferrer Estelles, Herausgeberin der Zeitschrift Utopia in Blanes, Katalonien, Spanien.

Frau Ferrer Estelles beschreibt das Interview wie folgt:

Utopia Comunicació Andreu Ginestet, artista, sociòleg i mediador de pau, ens explica què és l’epigenètica i ens mostra la realitat política i social del nostre món.

Der Film ist zu finden unter https://youtu.be/k-Pk3Cv-6FY

Friedenspolitik aus der Sicht eines stillen Diplomaten

Als Künstler und Mediator erkläre ich wie stille Diplomatie funktioniert und was Friedenspolitik aus der Sicht eines stillen Diplomaten ist. Stille Diplomatie ist sehr kompliziert. Deswegen unterteile ich die Rolle und Aufgabe des stillen Diplomaten in mehrere Rollen, als Künstler und Soziologie-Forscher, als Intellektueller, Schriftsteller und Friedensvermittler. Aus dieser Vielfalt heraus erkläre ich stille Diplomatie anders als Medien es darstellen können.

Medienberichte zur stillen Diplomatie

Am 23 Januar 2020 veröffentlichte zum Beispiel der Economist einen Artikel zur stillen Diplomatie: https://www.economist.com/international/2020/01/23/conflict-resolution-relies-increasingly-on-diplomatic-back-channels

Laut Aussage dieses Artikels hängt die Sicherheit der Welt immer mehr von privaten stillen Diplomaten ab. In einem Satz in diesem Artikel wird der eine oder andere stille Diplomat erwähnt, der parallel dem Kreml und dem Weißen Haus neue Ideen liefert. Ich kennen die Absurdität solcher Situationen. Das kann aber doch nicht die Lösung sein? In meinem Buch PAX fordere ich dass die Aufgabe von der gesamten Gesellschaft angenommen und getragen wird. Es ist unangemessen den Frieden wie ein Pflaster zu denken, dass ich auf eine riesige klaffende Wunde legen möchte, um eine einzelne blutende Ader zu stillen.

Bezogen auf die Aufgabe, der sich stille Diplomaten stellen, finde ich die  Publikation vom 21 Oktober 2020 des Geneva Centre for Security Policy noch schwieriger. Das GCSP ist bemüht Empfehlungen zu geben zur Ausführung stiller Diplomatie: https://www.gcsp.ch/publications/future-mediation-post-covid-world  Hierzu muss man als Laie wissen, dass stille Diplomaten von öffentlichen Institutionen keine Unterstützung erhalten, sondern Anfeindungen erfahren. Allein deswegen schon können die Mediatoren keine solche Empfehlungen gebrauchen . Stille Diplomaten sind darauf angewiesen permanent zu improvisieren, sich neu zu erfinden und den Feind permanent zu täuschen, um nicht zu sterben. Die Grundlage des Überlebens ist Überraschung, Diskretion, Unsichtbarkeit und erfahrene Solidarität und Unterstützung.

Eine weitere Veröffentlichung vom 8 Mai 2021 in Foreign Policy macht deutlich, was vorherige Artikel bereits angerissen haben:  https://foreignpolicy.com/2021/05/08/how-wars-end-peacemaking-negotiations-diplomacy-reconciliation-united-nations-security-council-sierra-leone-syria-tajikistan-tony-blair/#  Stille Diplomatie hat -laut diesem Artikel- die offizielle Diplomatie vollständig ersetzt und somit Staatliche Strukturen als unwirksam überführt. Die Folgen muss die Bevölkerung abschätzen.

Dennoch sollte der Laie verstehen, dass jede Veröffentlichung über stille Diplomatie der Wirksamkeit stiller Diplomaten einen weiteren Weg versperrt. Stille Diplomaten sollten deshalb lieber selbst beschreiben, was sie tun.

Schönheit als Grundlage stiller Diplomatie

Ich widme mein Leben der Schaffung von Schönheit in Liebe. Dieses Handeln steht in Einklang mit meinen Gefühlen, wie zum Beispiel eine Verbundenheit mit der Schöpfung. Dieses Gefühl motiviert mich seit der Kindheit zur Schönheit beizutragen. Zu diesem Gefühl kam ich über die Verbundenheit mit der Natur. Wir hatten keinen Fernsteuerungsapparat im Haushalt, den sogenannten Fernseher. Im Gegensatz zu den meisten Menschen ist meine Verbindung zur Schöpfung intakt geblieben.

Ich benötige dazu weder die Medien, noch gut gemeinte Ratschläge von Institutionen die selbst nur versagen. Das von Jean Liedlof 1976 in ihrem Buch „Auf der Suche nach dem verlorenem Glück“ beschriebene Glück, sollte sich auf dem ganzen Planeten ausbreiten. Leider geht das nur mit einem Wunder. Wunder zu produzieren ist etwas metaphysisches, magisches. Da haben die Versager (Ratgeber, Schlaumeier und Besserwisser) nichts zu melden. Für mich ist Schönheit so wichtig, dass ich vielleicht vergesse Wasser zu trinken, aber nicht meinen Ton und meine Pinsel zu befeuchten.

Das Universum zeigt sich durch seine Schönheit. Es liegt an mir diese Schönheit annehmen zu können. Also fühle ich mich durch und Dank der Schönheit als Teil des Lebens, als Teil von allem. Dies ist die Grundlage der stillen Diplomatie. Absolute Liebe für das Leben ist die Grundvoraussetzung der stillen Diplomatie.

Das bedeutet ebenso, dass stille Diplomatie sehr viel komplexer ist, als all das was Foreign Policy oder The Economist (im Sinne eines Klempners) dazu veröffentlichen können.

Biographische Hintergründe

Nach einem Unfall im Alter von 21 Jahren entdeckte ich was Schönheit bedeutet: ein Schädelbruch führte mich an den Rand des Todes. Die Erfahrung des Überleben und Genesen hat mich gezwungen, meine Existenz zu überdenken. Es gibt kein tieferes Glücksempfinden als das Sterben als solches. In einer paradoxen Weise möchte ich mein Leben so schön wie den Tod selbst gestalten. Vor allem lieferte mir aber der Prozess der Genesung ein Hinweis auf das universelle Genesen, dass in der Welt benötigt wird.

Der Unfall und der Prozess der Genesung brachten Klarheit, die Möglichkeit Fakten zu sehen und zu verstehen, Fakten und Fiktion voneinander zu unterscheiden. Ich konnte den Weg der in den Tod führt deutlich von dem Weg der ins Leben führt unterscheiden. Das sind Unterschiede die Menschen, ohne einer solchen wichtigen Erfahrung schwerer verstehen. Weil mein Überleben einem Wunder gleichkommt bin ich in der Lage in der Friedensvermittlung Wunder zu vollbringen.

Gewalt und Erkenntnisse

Ich erkannte, dass Gewalt – wie ein gebrochener Schädel – das Absurde in sinnvollen Nutzen verwandelt, so traurig diese Erfahrung ist. Gewalt und absurde Handlungen fallen mir auf, weil ich unerträgliche Schmerzen ertragen musste. Gewalt springt mir ins Auge. Und obwohl ich nicht am Leiden anderer teilnehme, empfinde ich Trauer.

Da Schönheit meine Welt ist, empfand ich deutlich ihren Gegenpol, die Gewalt, aus der Neugier heraus. Ich befasste mich mit Gewalt weit vor dem Unfall. Das war meine Rettung im Unfall und während der Genesung. Nach der Genesung und obwohl es schwierig war, Gewalt rational zu verstehen, ergab sich, dass ich Gewalt auf systemischer Ebene gut beschrieben habe. Angehörige des Militär erkannten diese Fähigkeit und entdeckten mich als Vermittler für den Frieden –als stiller Diplomat. Von 2002 bis Heute bin ich als stiller Diplomat tätig. Meine Erfahrungen sind in meinem Buch PAX zusammengefasst, das von dem Verlag Milrazones 2012 passend zu einer nuklearen Verhandlung veröffentlicht wurde.

Ich bin sicher, die Menschheit hat das Phänomen der Gewalt bereits überwunden. Jene Leser, die das Buch PAX verstehen, erzeugen Veränderungen im Alltag, die in den Frieden führen. Ich möchte damit ausdrücken, dass Menschen und Funktionen aufgrund von Notwendigkeiten zusammenkommen. Folglich macht es wenig Sinn etwas zu wollen. Man ist was man ist. Es ist schwierig etwas werden zu wollen.

Stille Diplomatie und Alltag

Als Künstler, Autor von Ideen und Liebhaber des Lebens, arbeite ich weiter an meinem Gesamtwerk. Mein Glaube an die Menschheit ist ungebrochen.

Ich denke, die Menschheit ist ein Wunder und verdient alle Möglichkeiten der Welt den dumm angekündigten qualvollen Tod zu meiden. Als Künstler und Mediator erkläre ich wie stille Diplomatie funktioniert und welche die Rolle eines stillen Diplomaten ist. Ich verrate nicht was ich tue, sondern wie und warum ich es tue. Das ist der wesentliche Unterschied zwischen einer originären und einer medial kommerziellen Publikation: ich beschreibe Friedenspolitik aus der Sicht eines stillen Diplomaten, ohne stille Diplomatie zu gefährden und weiteren Risiken auszusetzen.

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